Nur die Hälfte der 50 größten spendensammelnden Institutionen in Deutschland legt im Detail offen, wofür das Geld der Spender verwendet und welcher Effekt damit erzielt wurde. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Analysehäuser Phineo und Tetralog im Auftrag des Wirtschaftsmagazins ‘Capital’ (Ausgabe 12/2012).
Die drei besten Ergebnisse im ‘Capital’-Rating erzielten Plan International, Unicef und World Vision, die mit umfassenden Rechenschaftsberichten und hervorragenden Wirkungsbelegen glänzten. Ärzte ohne Grenzen und die Kindernothilfe kamen auf Rang vier bzw. fünf. Unvollständig sind dagegen die Belege über die Wirksamkeit der Spenden bei Bild hilft e.V. – “Ein Herz für Kinder” und der RTL-Stiftung “Wir helfen Kindern”. Beide Organisationen veröffentlichen keinen Jahresbericht über die Verwendung der Mittel. “Das entspricht nicht dem Standard”, sagt Tetralog-Beratungschef Christian Apelt.
‘Capital’ präsentiert in seiner heute erscheinenden Ausgabe das erste Transparenz-Rating der 50 größten Spendenorganisationen Deutschlands. Die Übersicht listet die einnahmestärksten Einrichtungen nach dem Grad ihrer messbaren Transparenz. Geprüft wurde, wie offen die Institutionen über ihre Ziele, Projekte und deren Wirkung berichten. Außerdem wurde ermittelt, ob Informationen zu Finanzen und Kontrollstrukturen verfügbar und nachzuvollziehen sind. Dazu werteten die Experten im Detail Geschäftsberichte, Bilanzen, Organigramme und Internet-Seiten aus. Auch verdeckte Tests wurden gemacht. Die Untersuchung fand im August und September 2012 statt. Die getesteten Organisationen erhalten jährlich rund 1,7 Milliarden Euro an privaten Spenden.
“Es mangelt in Deutschland an Transparenz im Gemeinnützigkeitssektor”, sagt Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag zu der ‘Capital’-Untersuchung. “Bei fast 600.000 eingetragenen Vereinen und über 17.000 Stiftungen ist es einer Einzelperson unmöglich, die unseriösen Organisationen herauszufiltern”, so Schick. Ein erster Schritt zu mehr Transparenz könnte ein bundesweites Zentralregister nach US-Vorbild sein, das die als gemeinnützig anerkannten Organisationen aufführt. Diese “sollten zudem nach einem festen Schema offenlegen, in welche Blöcke sich ihre Ausgaben unterteilen und wofür das Geld verwendet wird”, fordert der Politiker. Außerdem sei dringend “eine genauere Prüfung des Status’ der Gemeinnützigkeit”, geboten, so Schick. Die Prüfung der Gemeinnützigkeit falle in den Finanzämtern “oft sehr oberflächlich aus”.
“Die Kosten der Organisationen sollten offen gelegt werden, egal, aus welchen Quellen sie finan¬ziert werden”, fordert auch Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Zentralinstituts für soziale Fragen – DZI in ‘Capital’. Das DZI vergibt das begehrte Spenden-Siegel als Güte-Garant für Transparenz und effektive Mittelverwendung. “Viele Transparenz-Ziele, die sich die Branche selbst gesteckt hat, sind noch nicht erreicht”, meint Daniela Felser, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, zu der Untersuchung. Auch wenn einige Organisationen die Ziele schon übertroffen hätten, begrüße der Spendenrat eine weitere “Optimierung der Transparenz-Standards.”