Clean Clothes Kampagne fordert: KIK und C&A müssen endlich Verantwortung übernehmen

Angesichts des verheerenden Brandes in einer Textilfabrik in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, am Samstag, den 24. November fordern die Clean Clothes Kampagne (CCK) in Österreich und Deutschland, medico international und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) einen grundlegenden Wandel im Umgang mit den Sicherheitsvorkehrungen in Bekleidungszulieferbetrieben.

 
In der Fabrik in Dhaka ließen nach jetzt vorliegenden Kenntnissen die Unternehmen C&A und KiK Kleidung für den deutschen und österreichischen Markt produzieren. KiK war auch der Hauptauftraggeber einer Fabrik im pakistanischen Karatschi, in der es am 11. September 2012 zu einem ähnlichen Brand gekommen war, bei dem ca. 300 Menschen starben. Der Brand in Dhaka forderte bis dato 112 Tote und rund 200 Verletzte.

“In Bangladesch starben in den letzten sechs Jahren über 600 Menschen bei Bränden in Textilfabriken”, sagt Michaela Königshofer von der Clean Clothes Kampagne Österreich, die selbst zwei Mal vor Ort war. “Viele Fabriken sparen sich alle Brandschutzmaßnahmen, haben keine Notausgänge, verstellte Türen, vergitterte Fenster. Mitunter werden im Brandfall sogar die Tore vom so genannten Sicherheitspersonal verschlossen gehalten, damit niemand Waren oder Nähmaschinen aus der Fabrik mitnehmen kann”, berichtet Königshofer von ihren eigenen Erfahrungen in Bangladesch.

“Das erste, was jetzt erfolgen muss, ist die umfassende Entschädigung der Betroffen”, sagt Miriam Saage-Maaß vom European Center for Constitutional and Human Rights. “Den Überlebenden und Hinterbliebenen des Brandes in Karatschi hat KiK eine Million Dollar angeboten: Das ist deutlich zu wenig. Unsere Partner in Pakistan haben eine Strafanzeige eingereicht, wir halten es für entscheidend, dass die Verantwortlichen juristisch belangt werden.”

Gemeinsam mit ihren Partnern in Pakistan bzw. Bangladesch fordern die vier Organisationen die volle Entschädigung der Überlebenden und Hinterbliebenen, eine umfassende und unabhängige Aufklärung der beiden Brandkatastrophen und konkrete Maßnahmen zur Verhütung künftiger Katastrophen. “Dass es in so kurzem Abstand zu zwei solchen Unglücken kommt, ist kein Zufall”, sagt Thomas Seibert von medico international, “Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen haben in der internationalen Bekleidungsindustrie System.”

Der miserable Zustand der Gebäude ist aber nicht die einzige Gemeinsamkeit. Alle diese Fabriken arbeiten für ausländische Auftraggeber in Europa und den USA. “Der fehlende Brandschutz ist nur eines von vielen Problemen. Die Entlohnung liegt oft unter der Armutsgrenze von zwei Dollar, die Arbeitszeit bei zehn bis vierzehn Stunden täglich, gewerkschaftliche Organisation ist untersagt oder wird massiv behindert”, fasst Christine Esterbauer, Koordinatorin der Urgent Actions der CCK, zusammen.

Damit sich die Unternehmen mit ihren Entschädigungen nicht nur freikaufen, fordern die Clean Clothes Kampagne, medico international und das ECCHR nicht nur die strikte Einhaltung der Brandschutzmaßnahmen, sondern auch grundlegend verbesserte Arbeitsbedingungen und die volle Anerkennung des Rechts auf freie gewerkschaftliche Organisierung (Quelle: forum Nachhaltig Wirtschaften).