Nachhaltigkeitsberichte: Neue Standards sollen für mehr Transparenz sorgen

Die Global Reporting Initiative (GRI) überarbeitet ihre Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Im Mai 2013 will die gemeinnützige Organisation mit Sitz in Amsterdam den neuen Berichtsstandard G4 vorlegen, der das Regelwerk G3.1 vom März 2011 ablösen soll. Die neuen Leitlinien sollen Nachhaltigkeitsberichte detaillierter und transparenter machen.

 

Die 1997 gegründete GRI ist eine Initiative von Unternehmen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die Standards für das Messen und Berichten von Nachhaltigkeit erarbeitet. Partnerschaften bestehen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP und dem Unternehmensnetzwerk UN Global Compact.

 

 

Zu den neuen G4-Leitlinien hat die GRI im Frühjahr einen Entwurf (exposure draft) vorgelegt. Vorgesehen ist darin eine umfangreichere Berichterstattung zur Lieferkette von Produkten. Unternehmen sollen künftig auch darlegen, wie sie die Nachhaltigkeitsstandards ihrer Zulieferer überwachen. Die Vergütung der Unternehmensführung soll nach dem G4-Standard transparenter gemacht werden. Angaben zu festen Gehaltsbestandteilen und Boni des Managements müssen künftig beispielsweise in Beziehung gesetzt werden zum durchschnittlichen und zum niedrigsten Gehalt der Mitarbeiter.

 

 

Die mit den G3-Leitlinien eingeführten Anwendungsstufen (application levels) sollen abgeschafft werden. Sie ermöglichten Unternehmen bislang eine schrittweise Einführung der Standards. Den Grad der Transparenz mussten sie in Stufen von eins bis drei kenntlich machen. Dieses System sei aber von einigen Lesern der Berichte als Aussage über die unterschiedliche Qualität der Nachhaltigkeit der Unternehmen missverstanden worden, schreibt die GRI. Künftig sollen Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsberichte nur noch durch das Prädikat „in Übereinstimmung mit den GRI-Leitlinien“ kennzeichnen. Erstanwender sollen zwei Berichtsperioden Zeit bekommen, in denen sie noch nicht alle Anforderungen der Leitlinien erfüllen müssen.

 

 

„Besorgniserregend“ findet den Entwurf zu den G4-Leitlinien das Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft (econsense). „Die gesteigerte Komplexität der Berichterstattung nach GRI G4 würde neue Unternehmen eher davor abschrecken als sie zu ermuntern, Nachhaltigkeitsinformationen zu veröffentlichen“, schreibt econsense in einer Stellungnahme. Französische Wirtschaftsverbände wie die Association Française des Entreprises Privées (AFEP) haben sogar erklärt, dass viele der dortigen Unternehmen aus der Berichterstattung nach den GRI-Standards aussteigen würden, falls der Entwurf in der jetzigen Fassung verabschiedet würde.

 

 

Econsense kritisiert in seiner Stellungnahme, die Detailtiefe der Berichterstattung sei insbesondere für den Aspekt der Lieferketten für viele Unternehmen nicht mehr umsetzbar. Viele Anwender der GRI-Leitlinien hätten zwischen 10.000 und 100.000 Zulieferer, schreibt AFEP.

 

 

„Die detailliertere Berichterstattung bedroht Geschäftsgeheimnisse und Wettbewerbsvorteile“, heißt es bei econsense. Das gelte besonders für die neuen Anforderungen zur Unternehmensführung und Vergütung. Die Firmeninitiative will außerdem das bisherige System der Anwendungsstufen beibehalten. Es biete Flexibilität und Anreize, die Berichterstattung weiterzuentwickeln.

 

 

Um Nachhaltigkeitsberichte besser vergleichbar zu machen, empfiehlt econsense eine Mindestmenge an verpflichtenden Indikatoren, wie sie beispielsweise der Deutsche Nachhaltigkeitskodex enthalte. Bevor GRI den neuen G4-Standard veröffentlicht, sollten die Leitlinien in einer Pilotphase zunächst erprobt werden. (Quelle: Rat für Nachhaltige Entwicklung)