Rat für Nachhaltige Entwicklung und Puma-Vordenker Zeitz treiben öko-soziale Kostenrechnung voran

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und Jochen Zeitz, Vorsitzender des Verwaltungsrates des fränkischen Sport- und Lifestylekonzerns Puma, wollen gemeinsam die Bilanzierung öko-sozialer Kosten in Unternehmen vorantreiben. Eine entsprechende Zusammenarbeit gaben der Nachhaltigkeitsrat und Zeitz am 16. November bekannt. Der RNE hat den deutschen Top-Manager dazu für ein Jahr als Mitglied aufgenommen.

Zeitz ist Chief Sustainability Officer des französischen Puma-Mutterkonzerns PPR und stand lange Jahre an der Spitze des Puma-Vorstands. In dieser Zeit hat er die konzerninterne Kostenrechnung grundlegend reformiert und die Entwicklung einer ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung eingeleitet. Deren Ergebnisse stellte Puma am 16. November vor. Um weitere Unternehmen für monetäre Nachhaltigkeitsbewertungen zu gewinnen, starten der RNE und Zeitz im Dezember einen Ideenwettbewerb.

Dessen Ziel ist, die Berechnung aller durch die Produktion eines Unternehmens entstehenden Umwelt- und Sozialkosten. Der Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrats, Hans-Peter Repnik, erklärte dazu, er sei überzeugt, die öko-soziale Vollkostenrechnung werde in Zukunft wichtiger: „Deshalb versuchen wir, diese Idee durch die direkte Zusammenarbeit von Wirtschaft und Zivilgesellschaft voranzubringen.“ Jochen Zeitz erklärte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem RNE. Der Kooperation gehe es um die Weiterentwicklung der ökonomische Bewertungsmethodik „mit dem Ziel, die  Umwelt- und Sozialkosten und -nutzen von Unternehmen künftig auch auszuweisen.“ Die derzeitigen Geschäftspraktiken bedürften eines „dringenden Paradigmenwechsels“.

Puma präsentiert am 16. November eine ausführliche ökologische Gewinn- und Verlustrechnung. Die Umweltkosten durch Landnutzung, Luftverschmutzung und Abfall entlang der gesamten Wertschöpfungskette beziffert der Konzern auf 51 Millionen Euro für das Jahr 2010. Bereits im Mai hatte Puma eine ökonomische Bewertung der verursachten Treibhausgasemissionen und des Wasserverbrauchs veröffentlicht. Die dadurch entstandenen Kosten wurden damals mit 94 Millionen angegeben. Puma ist nach eigenen Angaben das erste Unternehmen weltweit, dass eine monetäre Bewertung der selbst verursachten Umwelteffekte vorgenommen hat. Bis 2015 will die Puma-Eignerin PPR die Berechnung auf alle ihre Tochtergesellschaften ausweiten. Dazu zählen unter anderem die Luxusmarken Gucci, Yves Saint Laurent und Stella McCartney.

 

Für seine Zukunftsstrategie wurde Puma 2010 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Der Konzern kompensiert seine CO2-Emissionen und hält große Zulieferer zur Erstellung eigener Nachhaltigkeitsberichte an. Mit dem Vorstoß zur Berechnung aller Kosten hat das Unternehmen Neuland betreten: Während die Bilanzierung von CO2-Emissionen schon gängig ist, stecken Methoden zur Bemessung weiterer öko-sozialer Indikatoren noch in den Kinderschuhen. Standards, die branchenübergreifend tragfähig sind, gibt es bislang nicht.

Sie zu entwickeln, ist Ziel des im Dezember startenden Ideenwettbewerbs des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Das Beratungsgremium der Bundesregierung wird in diesem Zuge Unternehmen, Wissenschaftler und Praktiker ansprechen, um gemeinsam neue Ideen und Konzepte zu entwickeln. Damit sollen auch anderen Unternehmen und Branchen Wege aufgezeigt werden, wie sie auf der Grundlage der Kenntnis der sozialen und ökologischen Kosten und Nutzen ihrer Produkte nachhaltige Geschäftsmodelle verwirklichen können.

Mit Jochen Zeit hat der RNE erstmals eine externe Persönlichkeit für einen bestimmten Zeitraum zur Mitarbeit gewonnen. Diese Möglichkeit wurde mit Neuberufung des Rates im Juni 2010 durch Änderung seiner Geschäftsordnung geschaffen.