Was Unternehmen von NGOs lernen können

Sie haben oft das kleinere Budget, sind aber leidenschaftlicher und zielorientierter: Nicht-Regierungsorganisation sind effektiver als viele Unternehmen. Zeit für diese, umzudenken.

Dass sich immer mehr Marken mit Nichtregierungsorganisationen (kurz: NGOs) – via werblicher Kooperationen – schmücken, ist nur ein erster, halbherziger Schritt. Konsequent wäre, das eigene Management, die eigenen Produkte und deren Kommunikation weiterzuentwickeln. Denn Unternehmen können von NGOs in der Regel viel lernen.

 

 

1. NGOs stehen für relevante Nutzen und Werte

Im Extremfall setzen NGOs in den Krisengebieten der Welt ihr eigenes Leben aufs Spiel, um Menschen, Flora oder Fauna vor dem sicheren Tode zu bewahren. In unseren Landen kämpfen sie darüber hinaus für gesunde Nahrungsmittel, erneuerbare Energien, eine nicht-karzinogene Umwelt. Und das meist gegen unsere größten Marken und Unternehmen.

Warum muss erst Greenpeace kommen, damit Adidas, Nike, Puma und H&M beginnen, giftige Chemikalien aus ihrer Produktion zu verbannen?

Wie ehrlich ist zum Beispiel das Bemühen von McDonald’s für gesunde Ernährung zu werben, wenn sie sechs Burger-Varianten für einen Euro anbieten, aber nur einen einzigen, kleinen Salat?

Wie einfach wäre es, relevante Produkte zu offerieren? Meist fehlt einfach die Leidenschaft als Triebfeder.

 

 

2. NGOs engagieren sich leidenschaftlich

Sie sind eins mit ihrem „Produkt“, haben sich noch nicht von ihm entfremdet. Ihr Engagement ist nicht Mittel zum Zwecke des Bonuserwerbs oder des nächsten Karriereschrittes. Sie sehen Lösungen.

Warum muss erst Foodwatch die Deutsche Bank bremsen, mit Nahrung Spekulationsgeschäfte zu machen?

Die Leidenschaft der NGOs gibt nicht nur Kraft, sondern macht auch kreativ. Warum hat zum Beispiel die Deutsche Bank nicht Micro-Credits erfunden?

 

 

3. NGOs gehen mutig voran

NGOs kommunizieren keine profanen „Produkte“, sondern Empathie und eigenen Mut. Ihr entschlossenes Vorangehen inspiriert die Menschen. Dabei sprechen sie doch „nur“ den gesunden Menschenverstand an. NGOs kämpfen für eine „gute Sache“. Aus gutem Grunde wollen sie „die Welt retten“. Sie kämpfen für all jene, die eben keine Lobby oder gewichtige Fürsprecher haben.

NGOs würden ihre Märkte selbst kannibalisieren, um der ökologischen, gesunden, nachhaltigen Innovation zum Durchbruch zu verhelfen. NGOs würden eher Mobilitätskonzepte verkaufen als Elektroautos – und letztere eher als Regensensoren und Wind-Scarfs. Sie würden eher übersichtliche Autos verkaufen als Parksysteme und Rückfahrkameras.

 

 

4. NGOs beweisen Rückgrat

NGOs legen sich mit übermächtigen Gegnern an und verdienen sich damit Respekt, Zuspruch und Unterstützung der Menschen.

Warum muss Unilever/Becel erst verklagt werden, damit sie beginnen, ihre Produkte und Kommunikation infrage zu stellen?

Dabei hat doch gerade Unilever mit Dove eine Marke im Hause, die beweist, dass man auch mit Rückgrat und Ehrlichkeit sehr wohl erfolgreich sein kann. Warum ist das so selten?

 

 

5. NGOs leben und lieben die Kunst der Beschränkung

NGOs nutzen Kreativität, das Verständnis um aktuelle Strömungen und neue Medienentwicklungen, um bei minimalen Budgets ein Maximum an Wirkung zu erzeugen. Eine Herausforderung, für die viele Unternehmen und Agenturen zu satt und deren Markenmanager zu bequem sind.

NGOs dagegen wagen sich ständig aus ihrer eigenen Komfort-Zone. Sie machen aus dieser Not eine Tugend.

 

Eine Tugend, von der sich Marken und Manager ruhig einige Scheibchen abschneiden sollten. Denn welche überzeugenden Innovationen könnte man allein mit einem Bruchteil der 722,8 Millionen Euro realisieren, die deutsche Unternehmen 2011 für Schokoladen-, Süßwaren- und Eiscreme-Werbung ausgaben?

 

Fazit: Je ernster Marken und Manager ihre eigenen Märkte nehmen, desto mehr können sie von NGOs lernen! (Quelle: Wirtschaftswoche)