Die Absicht, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, ist der wichtigste Beweggrund für den Einstieg ins Fundraising, gefolgt vom (wohl verwandten) Wunsch, in einer NPO zu arbeiten. Die «sinnvolle Tätigkeit» ist der wichtigste Treiber, in diesem Beruf tätig zu bleiben. Und ihren Beruf üben viele FundraiserInnen mit Freude und Stolz aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung zu Berufswegen und Motiven von Fundraiserinnen und Fundraiserin in der Deutschschweiz.*
Die Motive von Spenderinnen und Spendern sind immer wieder Thema von Fachbeiträgen, Studien oder Referaten an Tagungen im Bereich Fundraising. Welche Motive aber dazu führen, Fundraiserin oder Fundraiser zu werden, und wo die FundraiserInnen die Motivation hernehmen, in diesem Beruf tätig zu bleiben, das interessiert offensichtlich weniger. Einige der wichtigsten und interessantesten Ergebnisse werden hier dargestellt. :
Online-Umfrage
Wer wissen will, was Fundraiserinnen und Fundraiser in ihrem Beruf motiviert, der muss sie selbst fragen: Deshalb ist diese Arbeit den Fragen mit einer direkten Befragung nachgegangen. Ziel war es, den ganzen deutschsprachigen Raum einzubeziehen. Als Erhebungsmethode für die quantitative Umfrage wurde ein standardisierter Online-Fragebogen entwickelt, der an die Mitglieder der Fundraising-Verbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschickt wurde. Die Anzahl Umfrageteilnehmende aus Deutschland und Österreich war zu klein für eine aussagekräftige Auswertung. Die Anzahl der Antwortenden belief sich in der Deutschschweiz auf 152, davon 131 Mitglieder von Swissfundraising. In Bezug gesetzt zu insgesamt 510 deutschsprachigen Swissfundraising-Mitgliedern entspricht dies einem Rücklauf von 26 Prozent.
Wie und in welchem Alter der Einstieg ins Fundraising erfolgt
Eine deutliche Mehrheit der Antwortenden bringt eine akademische Ausbildung mit (64%) und weitere 18% haben eine höhere Fachschule abgeschlossen. Bei den Antwortenden handelt es sich zu 51% m Geschäftsführende, GL-Mitglieder und Personen mit Leitungsfunktion. Genau die Hälfte der Antwortenden hat auch einen Weiterbildungs-Lehrgang im Fundraising absolviert. Der Zugang zum Beruf ist von den Voraussetzungen her sehr offen, de facto führt er aber mehrheitlich über ein Studium an Universität oder Fachhochschule.
Die Mehrheit kam im Alter von über 30 Jahren ins Fundraising. Das lässt vermuten, dass die Fundraising-Stelle in der Regel nicht die erste Station im Berufsleben ist. Dies wird bei der Frage nach der Tätigkeit vor dem Fundraising bestätigt, wonach nur 7% direkt vom Studium ins Fundraising kommen. Eher überraschend ist in Bezug auf das Alter beim Einstieg ins Fundraising die Tatsache, dass fast ein Drittel erst zwischen 40 und 49 Jahren und weitere 10 Prozent erst im Alter von 50 und mehr zum Fundraising stösst. Ein Grund könnte darin liegen, dass für einige Fundraising-Aufgaben wie Grossspenden- und Erbschaftsfundraising Lebens- und Berufserfahrung unabdingbar sind.
Die Beweggründe für Einstieg ins Fundraising
Hier zeigt sich auf einen Blick, dass die Absicht, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, der wichtigste Beweggrund für den Einstieg ist, gefolgt vom (wohl verwandten) Wunsch, in einer NPO zu arbeiten. Attraktive Anstellungsbedingungen sind deutlich weniger entscheidend. Noch weniger wichtig für den Einstieg ins Fundraising erweisen sich in der Umfrage das Vorbild anderer Personen und das Fehlen eines anderen Stellenangebots.
Der wichtigste Treiber/Motivator, im Fundraising zu bleiben
Beim Verbleib im Fundraising ist der wichtigste Beweggrund die «sinnvolle Tätigkeit». Einstieg und Verbleib werden also am gleichen Hauptkriterium gemessen, dessen Wichtigkeit sich noch verstärkt. Oder anders formuliert: Die FundraiserInnen bleiben ihren Motiven und ihrer Gesamtmotivation treu. Noch vor dem «Erfolg im Fundraising», kommt die «Abwechslungsreiche Tätigkeit». Am unwichtigsten sind «Gute Entlöhnung», «Gute Karrierechancen» und «vom Arbeitgeber finanzierte Weiterbildung».
Gutes Gefühl, aber unterschiedliche Meinungen zum Image
Die meisten empfinden Freude, wenn sie jemand nach ihrem Beruf fragt, und ebenfalls viele empfinden Stolz. Erst an dritter Stelle folgt die erwartete «gut schweizerische» Routine/Normalität. Zurückhaltung und Scham stellen sich äussert selten ein. Was FundraiserInnen mit Stolz und Freude erfüllt, scheint sich gegen aussen noch nicht ganz durchgesetzt zu haben.
Das Image des Fundraisings in der Bevölkerung beurteilt nur 1% als «sehr positiv». Die Beurteilungen «eher positiv» (45%) und «eher negativ» (37%) liegen anteilsmässig nahe beieinander. Und ebenfalls 1% sieht das Image als «sehr negativ». Zudem sagen weitere 16%, dass sie das Image in der Bevölkerung nicht beurteilen können. Immerhin ist anzunehmen , dass mit entsprechenden Massnahmen – insbesondere bei der öffentlichen Positionierung des Berufsbildes – in absehbarer Zeit eine Mehrheit von FundraiserInnen das Image in der Öffentlichkeit anders beurteilen (vgl. die Erwartungen an die Fundraising-Verbände).
Erwartungen an die Fundraising-Verbände
Gut 47 Prozent der antwortenden FundraiserInnen erwarten von den Verbänden, dass sie die Fundraising-Fähigkeiten und -Disziplinen weiterentwickeln. Deutlich mehr Antwortende fordern die Verbände aber dazu auf, Öffentlichkeitsarbeit in Publikumsmedien zu betreiben (57,8%) und ein gesetzlich anerkanntes Berufsbild zu entwickeln (51,9%). Und weitere 38,8%, also auch mehr als ein Drittel der Antwortenden, erwarten politische Vorstösse für die Verbesserung von Rahmenbedingungen fürs Spenden.
Diese Anliegen muss Swissfundraising als Schweizer Fundraising-Verband in der künftigen Verbandsstrategie berücksichtigen und wenn immer möglich umsetzen, wenn er seine Mitglieder ernst nimmt (und immerhin 83% der Antwortenden sind Mitglied!).
Quelle: www.swissfundraising.org
*Roger Tinner: FundraiserIn – Berufswege und Motivation. Eine Untersuchung zu Berufswegen und Motiven von Fundraiserinnen und Fundraisern in der Deutschschweiz. Diplomarbeit DAS Fundraising Management ZHAW Winterthur, 2015.